Die deutsche Fußballnationalmannschaft sorgt durch Sponsoring und Marketing-Verträge für jährliche Einnahmen von über 100 Millionen Euro und macht somit knapp zwei Drittel des Gesamtumsatzes des DFBs aus. Von vielen wird die Vermarktung jedoch auch kritisch gesehen.
- Zusammenarbeit des DFB mit Ferrero
Das Sponsoring durch Ferrero wird vor allem von der Verbraucherorganisation Foodwatch kritisch gesehen. Der DFB unterstützt Ferrero durch Lizenzprodukte und Sammelbilder als Beigabe zu Süßigkeiten. Für ein T-Shirt mit dem Namen „DFB Fan-Trikot“ mussten Verbraucher bei einer vergangenen Aktion 100 Sammelpunkte anhäufen und dafür rund 500 Kinderriegel erwerben. Damit hätte er 59.000 Kilokalorien, 5,5 Kilogramm Zucker und 3,65 Kilogramm Fett aufgenommen. Um dies wieder umzusetzen, müsste er an 60 Fußballspielen teilnehmen. Es ist verständlich, dass Foodwatch kritisiert, dass gerade Kinder, die sich für Sport interessieren, durch die Zusammenarbeit dazu angeregt werden, verstärkt Süßwaren zu konsumieren.
- McDonalds und Coca Cola
Ähnliches wie bei Ferrero gilt natürlich ebenfalls für die Zusammenarbeit mit McDonalds und Coca Cola. Beide Unternehmen sind dafür bekannt, eine gesunde Ernährungsweise nicht unbedingt zu fördern und arbeiten auch mit der FIFA zusammen. Auch hier wird durch Sammelpunkte und Gewinnspiele bei unreflektierten Verbrauchern ein erhöhter Konsum hervorgerufen.
- Bitburger
Bitburger ist seit einiger Zeit einer der Hauptsponsoren des DFB-Teams. Zwar lassen sich Bier und Fußball zumindest derzeit nicht voneinander trennen und Bitburger hat im Rahmen der letzten WM auch gezielt die alkoholfreie Variante seines Bieres beworben, Verbraucherschützer sehen jedoch auch diese Kooperation kritisch.
Auswirkungen auf die Spieler
Natürlich sind die Spieler von der aktuellen Entwicklung betroffen. Kritiker monieren, diese würden inzwischen mehr Zeit mit Sponsoring-Verpflichtungen und Werbeaufnahmen verbringen, als auf dem Platz. Natürlich handelt es sich dabei um eine Übertreibung, dennoch ist der Druck auf alle Spieler gewachsen. Im Gegensatz zu früher stehen Einzelspieler inzwischen weit weniger im Mittelpunkt, der Fokus hat sich zur gesamten Mannschaft verschoben. Auch wenn dies eine erfreuliche Entwicklung sein mag, bedeutet dies dennoch eine Mehrbelastung für das Team.
Muss der DFB eine Grenze ziehen?
Diese Frage stellten sich auch zahlreiche Politiker, als Oddset als Sportwettenanbieter kurz vor einem Sponsoring-Deal mit dem DFB stand, und beantworteten sie negativ. Grund dafür sind allerdings vor allem die Querelen um den Glücksspielstaatsvertrag. Inzwischen treten jedoch immer mehr seriöse Online-Glücksspielanbieter auch als Sponsoren für Fußballmannschaften auf, sodass es nur eine Frage der Zeit scheint, bis eine Kooperation von Sportwettenanbietern und dem Deutschen Fußballbund Realität wird. Ohnehin ist es so, dass gerade der Sport durch staatlich reguliertes Glücksspiel wie Lotto erheblich profitieren konnte. Ein moralisches Problem ergibt sich daraus nur, wenn es als Aufgabe des DFB gesehen wird, moralische Werte zu vertreten.
Nun ist es so, dass der DFB sich diesen Anspruch selbst aufbürdet. So steht in seinen Statuten beispielsweise auch das Ziel, gesunde Ernährung zu fördern und Spieler, die durch übermäßigen Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit auffallen, werden offiziell kritisiert. Hinsichtlich dieser Anforderung ist es natürlich kritisch und als Doppelmoral zu betrachten, welche Werbepartner der DFB für seine Vorzeigemannschaft wählt. Auf der anderen Seite sind gerade die angreifbaren Unternehmen, die am meisten Geld für die Werbedeals anbieten, was wiederum den Erfolg der Mannschaft erst ermöglicht und auch der Nachwuchsförderung zugutekommt. Die Frage ist also, wie viel Vorbild eine Nationalmannschaft sein kann und muss und wie viel Moral sich ein Millionenunternehmen wie der DFB überhaupt erlauben kann. Dass der DFB nicht ganz unkritische Werbedeals vorzieht, freut die Fans.
Foto: Agencia Brasil / Wikipedia (CC BY 3.0)